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Radmarkt 2030

arcarc
bearbeitet October 2010 in Gedöns und Gerassel
Fahrradmarkt 2030 – ein Ausblick.

Es ist morgens eng auf den Radwegen. Im Sommer sind es fast schon zu viele Radler. Schnelle Fahrer sind schon seid Jahren prinzipiell nur auf der Fahrbahn zu finden. Bequemer Weise sind Ampelanlagen auf Radgeschwindigkeiten getaktet. Dieses Mitschwimmen in Radverkehr macht unsere Fahrt sicherer. Schon sehr viele Radfahrer sind mit sehr gutem Licht und Helm unterwegs, obwohl es immer noch keine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Ich kann es nur begrüßen.
Die Räder sind in ihren Variationen verschiedener denn je, Ausdruck des Individualismus und geteilte Einstellungen zum Rad lassen diese Vielfalt entstehen. Vor jedem größeren Bahnhof findet man ein Meer an abgestellten Räder und ein Radservice. "Morgens abstellen, abends abfahren." Während man tagsüber mit dem Zug zur Arbeit fährt, bekommt das Fahrrad einen Service, wenn es ihn nötig hat. Die Polizei hat das Potenzial dieser Rädermeere erkannt und nutzt solche Plätze regelmäßig für Reihenkontrollen nach geklauten Rädern.
2030. Hmm, also hab ich mein Rad jetzt schon sieben Jahren und einige zehntausend Kilometer durch die Stadt gejagt. Reparieren, oder neu?
Das Rad ist in unsere Gesellschaft das Symbol der Ökologie geworden. Ausdruck einer Einstellung. Ich entscheide mich für reparieren. Unzählige Radservicegeschäfte finden sich in der Stadt. Eintreten, Rad abgeben, hinsetzen und drauf warten, ist seid einigen Jahren überall möglich. Haare schneiden ohne Termin ist komplizierter. Meine Reparatur soll aber mit einer Aufrüstung einher gehen. Zum Besorgen der relevanten Bauteile brauche ich nur ein Internetzugang und einen 3D Creator. Klar bekomme ich die gängigen Verschleißteile im Servicegeschäft, doch nur im Internet finden sich alle Teile. Der 3D Creator projiziert mir das gewünschte Teil in Originalgröße in mein heimisches Wohnzimmer und selbst bei Testrädern und Mustern ist das Internet fast der einzigste Partner geworden. Ein paar kleine Spezialgeschäfte und der große Billigverkäufer am Stadtrad sind noch zu finden. Also schnell alles auf meiner Einkaufsliste mit Preisabgleich abgearbeitet und übermorgen kann ich dann mein Rad bei der Servicestation meiner Wahl abgeben. Paket vom Internethändler hab ich natürlich gleich direkt dort hin schicken lassen können.
Klar Service kostet, deutlich mehr als noch vor zehn Jahren, doch bei den Teilen hab ich gespart. Im Gegensatz zu dem, was ich früher erwartet hätte, arbeiten noch immer nicht Asok Singh, Thrin Cong Nguyen und Aishe Yildirim sondern junge Menschen quer durch die Gesellschaft mit Liebe zum Rad in solchen Servicestationen.
Freu mich, wenn mein Rad wieder topfit ist. Dann kommt noch der große "human energy power" Aufkleber aufs Oberrohr und ich kann wieder den bei Tempo 30 abgeregelten Elektrorädern davon fahren. Am Berg manchmal nicht machbar, aber egal. Radfahren war, ist und bleibt ein persönlicher Ausdruck. Da wird sich auch 2031 nicht ändern.


So den Text wollte ich schon lange mal schreiben.

Kommentare

  • Schöner Text, regt mich zum Denken an, macht auch Spaß deine Haltung zum Thema da rauszulesen ;-)
    Natürlich muss man aber auch sagen: Das Internet macht natürlich für den Hobbybastler das ganze erst zum Erlebnis, vieles ist möglich, äußerst bezahlbar, nicht alles. Ich gehe zu den Radläden, wenn ich schnell Teile brauch, wenn ich klein Teile brauch, wenn ich Teile brauch, die es einfach nicht im Internet gibt, schöne "Ersatzteil"-Rahmen von der Stange, exotische Sachen, die niemand braucht, außer eben ich mit meiner Vision. Kann mir das ein Laden bieten, steht er hinter diesem Konsumverhalten, oder stempelt er mich ab als Geizhals? Das sind die Fragen, an denen ich mein Gegenüber messe, die Fragen, deren Antworten ich honorieren werde.
    Das Schrauben jedoch überlasse ich mittlerweile lieber mir selbst, ich selbst will dafür verantwortlich sein, wenn der Bowdenzug der Bremse nicht fest genug angezogen ist oder die Kettenlinie nicht stimmt. Zubi gab mir einst zu verstehen, dass ich meinem Fahrrad wie auch meinem Körper mit Liebe und Verständnis begegnen müsse. Dazu gehört für mich mittlerweile vor allem die Exklusivität, alleiniger Gebieter meines Fahrrads zu sein.
    Aber ja, die Leute, die außer Leidenschaft zum Geiz überhaupt nichts mit ihrem Rad assoziieren, sollten aufhören sich Zeug im Interet wund zu glotzen und stattdessen sichüberlegen, wer der Fachmann ihres Vertrauens sein soll, das kann ich schon verstehen.
  • Schließe mich mal degga an, viel mehr gibt es nicht zu sagen. Es gibt viele, die an ihren Rädern selbst schrauben, es gibt viele, die machen an ihren Rädern gar nix und es gibt die, die ihre Räder, in den Radladen ihres vertrauens schaffen.

    Ich bin leider nicht der Großverdiener, deshalb zählt bei mir nun mal auch oft der Preis. Und wenn ich ein Verschleißset (Kassette und Kette) im I-Net für den Preis einer einzelnen Kassette bekomme, ist klar wo ich kaufe. Aber ich werd demnächst mich trotzdem mal wieder auf die Holbeinstr. begeben. ;-)

    Gruß
    Maik
  • Die Elbspitze feiert da übrigens die 22te Auflage ;)
    Erfinder Degga darf fast in der Ü45 starten :D
  • @arc
    Einfach wunderbar geschrieben !!

    Gruss Carsten
  • Nachdenklich machen diese philosophisch anmutenden Worte auf alle Fälle und es ist auch absolut legitim diese Meinung zu vertreten. Die Globalisierung tat dem kleinen Einzelhändler mit Sicherheit nicht nur Gutes, aber eins ist auch klar. Man wird den Siegeszug des Internets nicht aufhalten können. Inzwischen verkauft nicht nur Ebay oder Amazon Fahrradketten, sondern selbst kleine hinterwäldliche Einzelhändler haben ihre Webshops und versuchen mit der Zeit zu gehen, da der Kunde eben inzwischen die Schnäppchen aktiv sucht. Und auch das ist ja legitim, wer gibt schon gern sein Liebstes sinnlos aus, wenn er gleiche Ware zu günstigeren Preisen haben kann. Der Wettbewerb in unserer Gesellschaft verlangt entweder ihm zu folgen (Anpassung) oder sich von ihm zu differenzieren. Differenzierung funktioniert aber nur in einer Nische oder mit einer prall gefüllten Kriegskasse, die einem Unternehmer besondere einmalige Marketingaktivitäten und Produktpräsentationen der Extraklasse ermöglichen.

    Ich persönlich finde mich immer wieder im Zwiespalt. Einerseits möchte man der ansässigen Unternehmerschaft helfen sich langfristig am Markt zu etablieren, anderseits steht dafür ein Preisaufschlag zu Buche, den ich nur schwerst akzeptieren kann. Wenn man eine Rennradkette im www für 17,90 € kaufen kann und der ortsansässige Unternehmer für gleiches Produkt € 39,90 aufruft, frage ich mich mit welchem Service er diesen Aufpreis rechtfertigen will.

    Jüngst habe ich mir einen Superlanglaufski gegönnt. Komplettpaket mit Bindung und Schuhen 270 €. UVP über 500 €. Da muss man einfach kaufen, da renne ich nicht erst in Dresden umher und schaue, ob es vergleichbares Angebot auch hier zu kaufen gibt. Die Schuhe haben leider nicht gepasst. Ein Anruf genügt und die Ware wird abgeholt und gratis umgetauscht.

    Effekt:

    - Topp-Preis
    - Topp-Ware
    - Topp-Service
    - zufriedener Kunde
    - Weiterempfehlung logische Folge

    So ist nunmal Marktwirtschaft und daran werden wir nichts ändern, wir alle auch ihr Händler werdet Euch daran messen lassen müssen. Service, Preis, Freundlichkeit, Differenzierung !
  • naja, ich arbeite in einer branche (und auch viele andere werden dieses problem haben), wo das internet der direkte konkurrent und die messlatte zugleich WAR. doch darf man nicht alles über einen kamm scheren.

    kenne ich mich mit produkten aus, weiß, wie ich sie verwenden kann, brauche keine beratung und service, dann
    entscheide ich mich fürs internet...ich suche, kaufe und bezahle an ein und demselben ort...dem rechner..habe ich jedoch viel zeit und tu' mir den großstadtstress und die sucherrei gerne an, dann vergeude ich mein wochenende damit, im wahren leben nach einem produkt ausschau zu halten und werde dann auch noch mit überteuerten preisen bestraft.

    also hätte ich mein rad damals beim händler aufbauen lassen, hätte dies mich ca. 3500 euro preisdifferenz gekostet, so aber habe ich die schaltung aus italien, den rahmen aus österreich und die laufräder von ebay geschossen...tja und beratung und service brauche ich keinen...punkt

    anderer fall, meine branche..die leute buchen ihre reisen im netz, wenn sie sich auskennen, wissen, was sie wollen und keine beratung brauchen und auf service keinen wert legen..sollen sie nur..aber das internet kennt auch viele schwarze schafe..so kam es, dass viele internetbucher mittlerweile wieder im reisebüro gelandet sind, weil gerate beim reisebuchen nicht diese gewinnspanne wie beim einzelhandel vorherrscht..tja, also sagt sich er kunde: gleiche preise hier und da, geh ich doch dort hin, wo ich mehr für mein geld bekomme...ins reisebüro.

    so gehts mir also auch..in sachen versicherungen kenne ich mich nicht aus, würde nicht aufs netz vertrauen, sondern lasse mir von eine berater schwarz auf weiß das schriftlich geben, was im vertrag enthalten sein soll. ich brauche beratung und bezahle für den service gern, weil ich keine zeit und muse habe, mich da rein zu fitzen. also ichentscheide je nach produkt, von wem ich beraten werden will und wo ich kaufe!

    und die moral von der geschicht...jeder sollte individuell für sich abwägen, wann er was im netz kauft/ abschließt..kokurrenz belebt ds geschäft, diese erfahrung mussten auch die reisebüros machen, sodass die schwarzen schafe verschwanden und nur die dem internet gewachsen waren, überlebten...

    und wie thomas schon meint, irgendwie will man die lokale wirtschaft unterstützen, was bei uns in dresden einfach zu handhaben ist..bike24 ist ein lokaler anbieter und preislich auch im netz eine wirklich gut referenz..ab und an gibts im netz aber auch anbieter, die paar euro günstiger sind..egal..bike24 ist in meiner nähe. gibts probleme, geh ich hin..dies ist ein großer nachteil vom netz..bei reklas und problemen steht dir nur virtuell jemand bei...

    so meine gedanklichen ergüsse zum thema internet...
    danke für ihre aufmerksamkeit, setzen
  • arcarc
    bearbeitet November 2010
    Meine Darstellung Fahrradmarkt 2030 war wertungsfrei. Ein Blick in die Glaskugel.
    Etwas will ich aber doch mit Wertung hinterher bringen.
    Leider wird diese Marktentwicklung keine kultigen Läden mehr zulassen. Teile für Kenner
    werden von den Kenner, wie wir ja gerade ausführlich gehört haben, im Netz besorgt.
    Wenn ich jetzt ein teures SzeneTeil haben will, finde ich es schon in keinem Laden mehr.
    Das Internet bietet mir dann alles direkt aus GB oder USA.
    Chris King ist wohl ein allen bekanntes Beispiel.

    Für Insider sag ich nur: King Cage.

    grüße Gilbert
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