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Alpenbrevet 2013 - Rennbericht(e)

Alpenbrevet – 30. August 2013

Es ist 6:40 Uhr. Sten, Thomas und ich stehen in der ersten Reihe am Start zum Alpenbrevet in Meiringen. Während sich Sebastian und Carsten etwas weiter hinten positioniert haben und die Gold- bzw. Silberrunde in Angriff nehmen wollen, ist Björn schon seit 6:25 Uhr als Einzelstarter auf der 276 km langen und mit 7000 hm sehr anspruchsvollen Platinstrecke unterwegs. Der Sprecher am Start redete irgendwas, ich weiß nicht mehr was. Als er sagt es sei noch eine Minute bis zum Start, fing mein Herz aber hart an zu schlagen. Der Puls schnellte im Stand von 90 auf 120 und befand sich also schon vor dem Start im Rennmodus. Nach erfolgter Startfreigabe ging es gesittet aus Meiringen heraus und meine einminütige Vorstartaufregung legte sich schlagartig. Immer kontrolliert am Hinterrad des Führenden wurde die erste Welle nach Innerkirchen weggedrückt und im Anstieg zum Grimselpass sortierte sich das Feld hinter dem Führungsfahrzeug. Auch Sten und Thomas waren unter den ersten 10 Fahrern zu finden. Das Tempo war zügig, aber nicht zu schnell. Ich hatte mit schlimmeren gerechnet. Auf ein paar Flachstücken ging die Leistung immer wieder runter, sodass auch ich mich ein paar mal an vorderster Front befand aber nur rollen ließ. Am Rand standen ein paar wenige Fans und feuerten uns an. Jedenfalls verging die erste halbe Rennstunde wie im Flug, bevor Thomas dann mal kurz am Horn zog und das Tempo verschärfte. Die Elbspitze zeigt Flagge! Auch im oberen Teil vom Grimselpass. Denn als der Renncharakter am Stausee schon fast verflogen war, legten Sten und Thomas ein Gang zu, ich setzte mich dahinter. Zur Verwunderung folgte uns keiner. Ich fragte mich was hier los ist. „Wollen die nicht oder können die nicht mithalten?“ Aber wir waren uns einig, dass es wenig Sinn machen würde zu dem Zeitpunkt schon eine entscheidende Selektion herbei zu führen. So etwa 20 Mann gingen schließlich gemeinsam über die Passhöhe am Grimsel. Etwas 8 Grad waren da oben. Schnell die Windjacke angezogen und ab in die erste richtige Abfahrt. Bergab nach Ullrichen und nebenbei einen ersten Schokoriegel gegessen. So gefiel mir das. Mit dem Nufenen sollte nun der steilste Berg anstehen. Hoffentlich ist Björn noch lange nicht in Sichtweite. Der Plan war, dass er mit uns in die lange Abfahrt nach Biasca geht. Doch leider holten wir Björn bereits zur Anstiegshälfte ein. Bis hierher gaben stets Sten, Thomas oder ich das Tempo in der Spitzengruppe an. Als Björn zu uns stoß nahm ich etwas raus. Puls unter 160. Doch Björn konnte leider nicht folgen. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt richtig gut. Die Führungsgruppe verkleinerte sich ohne großes Zutun immer weiter und langsam wurde klar, das wir hier richtig gute Chancen haben würden. Kurz vor der Passhöhe war dann aber doch Schluss mit Piano. Ich musste mich anstrengen um zu folgen, aber es war doch kein großes Problem. Thomas ließ ein paar Meter reißen und war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu sehen. Da war klar er würde in Airolo zum Gotthard abbiegen, um die Goldrunde zu rocken. Die Abfahrt vom Nufenen gefiel mir nicht. Gut verlegte Betonplatten, aber bei 85 km/h fühlte ich mich da nicht allzu wohl. Zumal ein paar Windböen mich schnell ein Meter nach links oder rechts schubsten. Hinzu kam eine Schrecksekunde: Ich bremste spät und aus hoher Geschwindigkeit heraus ein Serpentine an, Gewicht schön nach hinten verlagert, als vor der Kurve mein Vorderrad kurz blockiert. Intuitiv lenkte ich zum Glück nicht ein. Sondern steuerte das Missgeschick schön auf der Gegenfahrbahn aus. Etwas verunsichert heftete ich mich an Stens Hinterrad. Auf dem Weg nach Biasca wuchs die 5 Mann starke Spitzengruppe auf 8 Leute an, da wir noch ein paar Einzelstarter aufrollten. Mit 50 bis 60 km/h knallten wir teilweise ins Tal. Ich fand das sehr unberechenbar und gefährlich. Man ist den voraus Fahrendem einfach ausgeliefert. So kam es auch nach Airolo zu einer sehr brenzligen Situation, als der Führende eine auf der Straße liegende Metallschiene mit L-Profil viel zu spät anzeigte und nachfolgender Fahrer drüber fuhr und der Schlauchreifen platzte. Ärgerlich, aber es ging dezimiert weiter.

Kommentare

  • In Biasca hatten Sten, Christoph Unterweger und ich abgemacht ein erstes mal an der Verpflegung zu halten, um Getränke aufzufüllen. Der Verpflegungspunkt wurde aber überhaupt nicht, wie sonst üblich 1000 m vorher angekündigt, sodass wir in voller Fahrt fast vorbei fuhren. Sehr hektisch versuchten wir Nachschub zu fassen, da nicht alle Fahrer anhielten. Der Isogetränkekanister war gerade besetzt. Ich knallte mein Flaschen auf den Tisch und bat einem Helfer mir Cola in beide Flaschen zu füllen. Überrascht wollte er das nochmal bestätigt wissen. „Cola in die Flaschen?“ Ich entgegnete „aber volle Latte!“ und er füllte mir endlich Cola rein. Leider schäumte das Zeug so sehr, dass die Flaschen nicht ganz voll wurden. Schnell rollten wir wieder nach vorn an die Spitze. Ich war voller Adrenalin und hatte das Bedürfnis die Wellen zum Lukmanier wegdrücken zu müssen, zumal die anderen schon ein bisschen leidend aussahen, oder zumindest nicht spritzig wirkten. Ich sagte Sten, das wir jetzt mal etwas machen sollten. Sten lehnte aber ab und wollte nach der Verpflegung erst in Ruhe verdauen. Mit jedem Kilometer zum Lukmanier wurden schließlich meine Beine schlechter. Wir waren aber auch nur noch zu fünft. Die aufgerollten Einzelstarter sind am flachen Anstieg schnell geplatzt. Mit Urs Zimmermann unterhielt ich mich, fragte ihn ob er schonmal das Alpenbrevet gewonnen hatte. Sein Name klang irgendwie vertraut und er machte einen sehr guten Eindruck. Er sagte er wäre vor einigen Jahren mal gestartet und am Lukmanier sei er aus der Spitze zurückgefallen. Er habe Probleme mit dem Hintern und der Schulter und er hatte auch eine merkwürdige Position auf dem Rad (erst hinterher habe ich gelesen, dass Urs ein ganz großer im Radsport war!). Walter Lehki schätzte ich nicht als so stark ein. Er machte immer einen kämpfenden Eindruck und wackelte mit dem Kopf. Hatte bis hierher auch ein paar mal Probleme die Gruppe zu halten. Dann war da noch der junge Schweizer Christoph Unterweger. Klasse Abfahrer und ein Rennrad mit Scheibenbremsen. Als Sten am Lukmanier vorn fuhr und ich dahinter war, ließ ich ein Lücke von etwa 20 m zu Sten. Christoph meinte ich kann doch vorfahren, er könne nicht mehr schneller, um die Lücke zu schließen. Alles war angerichtet für ein Duo mit Sten, doch einzig mir fehlte die Power dafür. Urs oder Walter haben dann die Lücke nach ein paar Minuten wieder geschlossen. Es waren gerade mal die Hälfte der Höhenmeter absolviert und die restliche Strecke war für mich plötzlich viel zu lang. Ich verlor Position um Position in der Gruppe und befand mich plötzlich in der misslichen Lage sehr beißen zu müssen, um die Gruppe noch halten zu können. Puls nun über 170 und keine entsprechende Leistung da. Um mich nicht komplett abzuschießen, musste ich die Gruppe ziehen lassen. Verdammte Cola in den Flaschen. Das süße Zeug widerte mich an. Am nächsten Brunnen machte ich einen Stop und füllte Flaschen mit reinem Wasser. Der Puls ging bis zur Passhöhe immer tiefer. Ich verlor wohl einiges an Zeit zur Spitzengruppe und hatte schon die Befürchtung von hinten geschluckt zu werden. Aber da war glücklicherweise nichts zu sehen. Als ich auf dem Lukmanier angekommen bin, hielt ich erneut an der Verpflegungsstelle an. Nun keine Cola mehr sondern dieses etwas weniger süße Isozeugs. Eine Orangenscheibe und ein trockenes Stück Brot und ich begab mich auf den Weg nach Disentis. Furchtbar flache Abfahrt, Gegenwind und ich allein auf dem Weg in Richtung Ziel. Die Alleinfahrt gab mir aber neue Kraft. Ich konnte mein Tempo fahren. Es war nach über 6 Stunden Fahrzeit mittlerweile keine Rennintensität mehr, aber ich kam dem Ziel doch zügig näher. Eine Woche nach dem Riesengebirgstrip mit den ü20% Rampen sind diese Pässe alle flach und rollen auch bei 240 Watt noch sehr gut.
  • Nur noch zwei Pässe standen auf dem Programm. Insgeheim träumte ich von der finalen Zündung am Susten und einer Steiggeschwindigkeit von 1200 hm/h. Mit Platz fünf hatte ich mich hingegen schon fast abgefunden, zumal am Oberalppass noch nicht viel Leistung auf dem Pedal war, der Wind nicht sehr günstig für mich stand und keiner in Sichtweite war. Ich hoffte einfach, dass Sten das Ding nach Hause fahren würde. Ein letzten Schokoriegel zwängte ich mir rein um energietechnisch nicht krachen zu gehen. Erst danach begann ich damit ein Gel zu probieren. Wahrscheinlich war das dumm mit der ganzen Anti-Sportnahrung-Haltung. Denn die Gels konnte man gut essen, schmeckten besser als der siebte Schokoriegel. Am Oberalp hielt ich wieder kurz zum Essen fassen. Wieder eine Scheibe trockenes Brot und zwei Gels eingepackt und Flaschen gefüllt. Die Abfahrt nach Andermatt war dann die beste des ganzen Tages. Schön einzusehende Serpentinen und perfekte Straße. Einfach zu fahren. Bereits in Andermatt hielt ich wieder an der Verpflegung um ein letztes Mal Flaschen randvoll zu füllen. Hier herrschte ein Betrieb. RTF-Stimmung bei der Gold- und Silberrunde, so das man kaum an die Getränkekanister kommt. Ich hatte keine Zeit zu verlieren und machte mich schnell wieder auf den Weg. Der Abschnitt durch die Schöllenenschlucht wurde neutralisiert, das heißt die Durchgangszeit wurde nicht mit in die Endzeit eingerechnet. Ich fuhr trotzdem zügig im dichten Autoverkehr mit. In Wassen stand nun nur noch der Endgegner vor mir. Sustenpass mit 1300 hm. Viele empfinden den als langwierig und monoton. Für mich war er wie alle Pässe des Tages Neuland. Bereits auf den ersten Metern im Anstieg überholte ich reihenweise Silber- und Goldfahrer. Für mich war das Motivation. Keine Spur von Langeweile. Immer ordentlich Schlachtfutter vor Augen. Da kamen mir die 230 Watt, die ich noch zu treten im Stande war gleich viel schneller vor. Von den 1200 hm/h war nur auf den ersten km was zu spüren, dann ließ ich doch sehr nach und musste mich ein bisschen quälen. Es war wie auch am Lukmanier sehr warm. 29°C zeigte der Radcomputer und ich fuhr seit 8 Stunden mit Knielingen. Die Scheibe Brot vom Oberalp hatte ich zwischen Trikot und Brust gesteckt. Leicht durchgeweicht ließ ich es mir schmecken. Dazu noch zwei letzte Gels und das musste reichen. Nach etwa zwei Dritteln des Anstieges kam eine bekannte Statur immer näher. Es war Christoph Unterweger! Er war am Ende mit seinen Kräften. Ich fragte wer vorn sei. Er meinte der Deutsche (Sten) und der Österreicher (Walter Lehki). Ich war jetzt auf Platz vier. Wünschte ihm eine gute Fahrt und machte mich aus dem Staub. Immerhin kann Christoph als exzellenter Abfahrer sicher 2 Minuten in der Abfahrt nach Innerkirchen wieder gutmachen. Oben zog es am Susten. Im Unterlenker berghoch habe ich dem Wind getrotzt und erreichte eher als erwartet die Passhöhe. Auf dem Susten war wieder Betrieb. Trikot zu machen, das muss jetzt reichen. Die Windjacke blieb seit Ullrichen in der Rückentasche. Auf der Abfahrt fuhr ich wie immer zügig aber kontrolliert. Von hinten kam Bergfex angefahren und setzte sich vor mich. Ich folgte seiner Linie und schon waren wir in Innerkirchen. Noch ein letzter Schluck aus Bergfex Trinkflasche und ich machte nochmal Druck. 90 hm auf 1.5 km, die letzte Welle zwischen Innerkirchen und Meiringen. Großes Blatt und drüber gebügelt. Zum ersten mal schaue ich mir meine Fahrzeit auf dem Tacho an. 10 Stunden und 10 min! Da war ich positiv überrascht. Thomas und Carsten standen an der Strecke und feuerten mich an. Ich sprintete ins Ziel. Platz vier dachte ich. Doch falsch gedacht. Platz drei auf der Platinrunde geht an mich teilte der Sprecher im Ziel über die Lautsprecher mit. Den Urs hatte ich unbemerkt wahrscheinlich am Verpflegungspunkt Andermatt überholt. Schnell Interview gegeben. Bla, bla, … „Welchen Pass fandest du am schwersten?“, „Lukmanier, weil der zu flach für mich war.“ Haha, das mag für manche sicher ziemlich arrogant klingen, war aber so. Für meine 63 kg war steil einfach besser im Vergleich zu den Kontrahenten. Dann sagte ich noch, dass es mein erstes Rennen dieser Art war. Er konnte das nicht so recht glauben, da habe ich doch noch ein bisschen von der Elbspitze erzählt. Sten kam dann auch gleich und wir beglückwünschten uns. Platz zwei und drei an uns! Grandios! Dazu Thomas als erster der Goldrunde im Ziel und auch Carsten, Björn, Sebastian und Jens Köppel haben ordentlich Werbung für die Elbspitze gemacht. So war das ein sehr erfolgreicher und rundum gelungener Ausflug in die Schweizer Alpen. Das Riesengebirge ist trotzdem schöner (und viel preiswerter) ;-)

    Daten: 277 km, 7000 hm, 27.1 km/h, 10:10 h Fahrzeit und 4 Minuten Standzeit. 147 bpm.

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  • Schöner Bericht. Glückwunsch Robert!
  • "Immer ordentlich Schlachtfutter vor Augen" ...Herrlich!

    Tolle Leistung von Allen!
  • Großes Kino. Klasse.
  • Wieviele Hm zeigte dein Garmin genau an? Die Runde ist ja mit 7031 Hm ausgeschrieben.
  • Der Garmin zeigte 67xx m an. Hatte an den Pässen aber immer 20-50 Meter weniger und im Tal meist eine etwas größere Höhe. Da sollten die 7031 Hm schon ziemlich genau hinkommen.
  • Toller Bericht und krasse Tour (ok, für euch Elbspitzler ja schon fast Standard). Für mich einfach nur unfassbar. Hut ab!
  • ... nachdem sich Robert und Sten Richtung Biasca absetzten, begann für mich ab Passhöhe Nufenen ein angenehmes 100km/2.500hm-Solounterfangen beginnend über die alte wunderschön gepflasterte Gotthardpassstraße (Tremola). Kein Teilnehmer des AB war weit und breit zu sehen, nur ein paar Reiseradler und ein off. Fotograf der so überrascht von der frühen Ankunft des ersten Goldfahrers war, dass er natürlich kein Bild schießen konnte. Ganz schwach! Ab der Tremola begleitete mich das offizielle Führungsmotorrad, ein älterer Herr auf einer großen Maschine, der mir immer zuwinkte und mir den Abstand zur Konkurrenz durchgab. Die Tremola ist durch das Pflaster und die gemauerten Kehren eine echte Augenweite, dazu noch das Pfeifen der Murmeltiere, einzig störend war der stramme Gegenwind. Die Abfahrt vom Gotthard nach Andermatt läuft gefühlt wie auf der Autobahn. Breite, wie geleckte Straßen, kein Loch aber viel Verkehr. Einzig die Alte Postkutsche, die sich noch im Aufstieg befand und eine lange Autoschlange hinter sich herzog, erinnerte an die wunderschöne Tremola. Auf der Abfahrt vom Gotthard bemerkte ich erstmals das leidige Verkrampfen der Oberschenkelmuskulatur, kurz vor Andermatt war an Runden Tritt kaum noch zu denken, in Andermatt bei km 120 angekommen das erste mal kurz vom Rad gehopst und was getrunken, eine Banane geschnappt und weiter ging’s, immerhin war Rennen und da gilt‘s zu Klotzen. An der Verpflegungsstelle Andermatt war Trubel, sicher 100 Silberlinge kamen dort von der Furka runter und pausierten, die Gold- und Silberstrecke vereinigen sich ab hier. Nach 3 Pässen (Grimsel, Nufenen, Gotthard) war ich -ob der bereits sichtlich verwässerten Elbspitzeform- schon gut angeknockt und der lange Sustenpass lag noch vor mir. Doch zunächst gings fix weiter ab Andermatt bei reichlich Gegenwind in Richtung Susten, ich überholte eine Gruppe mit sicher mehr als 20 Radfahrern. Die Folge, ein D-Zug voller silberner Lutscher hing an meinem Hinterrad und wurde immer länger. Kurz darauf platzte der Zug auseinander, da die Lok kurz scharf schaltete. In der Abfahrt nach Wassen noch schnell ein Gel genascht und schon befand ich mich im elend flachen Susten. Sofort meldeten sich die Krämpfe zurück und ich konnte die vorhandene Leistung nicht mehr aufs Pedal drücken, nur noch rund 220 - 240Watt. Das ist scheiße, unabhängig davon vegetierten hunderte Silberlinge im Pass und warteten darauf ordentlich weggeschlachtet zu werden, was ich genoss. Aber ich war langsam, wie ein olle Schnecke. Die Gesichter der Silberlinge wirkten nicht mehr lebendig, erzählten von Quälerrei, manche Fahrer schoben bereits. Diejenigen, welche noch auf dem Rad saßen, waren unwesentlich schneller als die Schieber, alles Schlachtfutter. Mein Moped-Man rief mir immer noch 20min Vorsprung zum zweiten Goldfahrer zu, warum also übermütig werden. Schleichfahrt beibehalten, bloß nicht verkrampfen am langen Sustenpass. Man sieht kilometerweit ein und kommt gefühlt nie ans Ziel. Irgendwann im oberen Abschnitt ein Bekannter, mein Schwager Carsten postierte sich vor mir und wollte auch geschlachtet werden. Nu dann mal los, wir verabredeten uns im Ziel. Endlich der Tunnel, die Passhöhe. Nur noch 32 km bis Meiringen, Abfahrt. Doch erstmal Krampf, diesmal heftig. Thomas Du musst runter, bin ich dann auch gleich und lief in ner kleinen Parkbuchte hin und her. Nach paar Minuten ging‘s wieder und ich setzte die Abfahrt fort. Kaum mehr ein Silberling vor mir. Auf den 32km opferten sich vielleicht noch 5 Fahrer dem Grünen Trikot der Elbspitze. Der Renncharakter verflog dann am Ortseingang Meiringen, pünktlich vor mir schloss die Schranke und ich stellte mich brav an. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging‘s weiter, die finalen 500m ins Ziel. Nur knapp 100 Silberlinge waren bereits da, war ja auch erst 13:15 Uhr. Platz 1 bei Gold geschafft, geil 6h:36 Fahrzeit. Zwar nicht Platin gefinisht, das war mir aber völlig egal. Interview beim Zielsprecher geben und auf Carsten warten. Der kam auch bald an und wir widmeten uns dem Duschen und dem kühlen Blonden. Lang nach mir kam Platz 2 mit 12 Minuten Rückstand ins Ziel. Irgendwann kam ein schweizer Fahrer, der offiziell als Sieger festgestellt wurde. Warum? Die Zeit zwischen Andermatt und Wassen wird neutralisiert, ich benötigte dafür 17 Minuten, der spätere Sieger über eine Stunde. In der Nettoabrechnung hatte er dann um 3 min die Nase vorn, brutto war er ne Stunde länger auf Strecke. Soviel zum Renncharakter des AB. Der Sieger war also auf dem letzten Abschnitt paar Minuten schneller als ich gewesen. Mit einer Stunde Pause zwischendurch allerdings. Ich war auf dem letzten Abschnitt eine gefühlte Schnecke, gleichwohl sicher 500 Mann weggeknockt wurden. Krampfbekämpfung, Geheinlagen und Bahnschranke und trotzdem Zweiter, alles im Lot also und gefühlt natürlich immer noch Erster, war ich ja auch. Danke an Carsten, Robert, Sten, Björn und Sebastian für das schöne Wochenende.
  • bearbeitet September 2013
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    Artikelausschnitt Jungfrauzeitung vom 01.09.2013
    Zweitschnellster der Kategorie Gold: Der Deutsche Thomas Hoffmeister.

    Laut Marschtabelle sollte um 13.15 Uhr der erste Fahrer der Gold-Kategorie im Ziel eintreffen. Als eine halbe Stunde später auf den Ankunftsmonitoren noch immer nur Silber-Fahrer zu sehen waren, kam der Deutsche Thomas Hoffmeister beim Speakerzelt vorbei und sagte, er sei die Gold-Tour gefahren, woraufhin ihn die überraschten Speaker zum Sieger dieser Kategorie erklärten – allerdings kam der Schweizer Philippe Altherr aus Adliswil mit einer noch schnelleren Zeit ins Ziel. Dass nicht ganz klar ist, ob bei den offiziellen Fahrerzeiten die Zeit zwischen Göschenen und Andermatt bereits subtrahiert ist oder nicht, fällt nicht ins Gewicht, da es sowieso keine offiziellen Ranglisten gibt. Wesentlich ist, dass jeder, der das Rennen als «Finisher» beendet, eine grosse Leistung erbracht hat.
  • Krass! Das mit der Schranke ist einfach Pech und kann auch bei anderen Rennen mit gesperrter Strecke vorkommen. Aber über das Experiment mit der Neutralisierung der Schöllenenschlucht wird der Veranstalter wohl nochmal nachdenken müssen, falls er das nicht von den Schweizer Behörden aufgedrückt bekommen hat.
    "Hut ab" in jedem Fall für die Leistung!
  • Herzlichen Glückwunsch den Elpsitzefahren zu euren spitzen Platzierungen.

    Nach dem letztes Jahr der Alpenbrevet ausgefallen war, habe ich mich dieses Jahr besonders darauf gefreut. Dank der dunklen Wolken am Freitagabend war es am Start mit 15°C relativ und es versprach ein sehr guter Tag zu werden. Nach meiner letzten Teilnahme 2011 mit einer Zeit von fast 10 Stunden auf der Goldrunde hatte ich mir einen Zeit von unter 9 Stunden vorgenommen. Dementsprechend habe ich mich am Start auch etwas weiter hinten angestellt. Den Grimmsel bin ich mit meinem wohlfühl Bergtempo von 1000 hm/h angegangen und konnte dabei schon viele Teilnehmer überholen. Nach kurzen Wasserstop auf dem Pass ging es flott hinab nach Ulrichen. Am Nufenen konnte ich mein Tempo halten und ich feierte damit schon das erste Schlacht des Tages beim überholen unzähliger andere Teilnehmer. Da ich in Airolo meine Hauptverpflegung geplant hatte ließ ich die Verpflegung auf dem Nufenen links liegen und stützte mich in die schnelle Abfahrt von Nufenen. Bei Tempo 80 über die Bettonplatten wahr mir aber auch nicht ganz wohl. Nach kurzer Pause in Airolo ging es auf die Schlange des Zitterns am Gotthard. Irgendwie waren dann hier fast alle anderen Teilnehmer verschwunden. Zum Glück gab es noch ein paar vereinzelte Fahrer die man zum Überholen anvisieren konnte und so ging es weiterhin mit 1000 hm/h bergauf. Die Steigung um Gotthard ist eigentlich immer sehr angenehm aber durch das Kopfsteinpflaster finde ich ihn schwerer zu fahren als den Nufenen der deutlich steiler ist. In Andermatt gab es die nächste Verpflegung. Dort wollte ich eigentlich nicht halten aber da diese schon in der neutralisierten Zone lag hab ich mir eine kurze Pause gegönnt. Wobei ich diese mit einer Zeit von 23 min nach Wassen nicht so ausgedehnt habe wie der Erstplatzierte der Goldrunde. Am Susten gab es dann wie schon beschrieben wieder ein Schlachtfest beim Überholen der Teilnehmer der Silber-Strecke. Dies Motiviert ja ungemein und ich konnte auch hier 1000 hm/h im Schnitt halten wenn nun auch mit deutlich höheren Puls. Seit dem Gotthard war mir klar das ich die 9 Stunden deutlich unterbieten konnte. Daher wollte auf dem Susten keine Zeit verlieren und bin sofort in die Abfahrt. In den Flachstücken sammelte ich ein paar Teilnehmer der Silberrunde ein und konnte mich daher immer mal kurz im Windschatten ausruhen. In Vorfreude über die gute Zeit ging noch mal sehr flott über die letzen Höhenmeter. Nach 7:42:12 (Netto: 7:18:26) war ich wieder in Meiringen. Als ich nach ein paar Tagen in den Ergebnisslisten geschaut habe, war ich sehr erstaunt das ich damit auf den 19 Platz gelandet bin...ich werde wieder kommen.

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  • Hochachtung - tolle Leistung von euch allen!
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